Rückblick Südböhmen

Südböhmen – Wander-u. Kulturreise -vom 10.10.2021 bis 15.10.2021

1.Tag: 10.10.21 Anreise und Stadtführung Budweis

Pünktlich um 7 Uhr verlassen wir mit der 31köpfigen Gruppe des AV Bad Boll den Hof des Busunternehmens Buck mit Fahrer Manfred in Richtung Südböhmen. Es ist kalt aber klar und wir hoffen auf mehr Wärme im Lauf des Tages. Auf der A8 fahren wir über Augsburg nach München, von der A99 geht es weiter auf die A92 und A9 Regensburg nach Landshut. Die erste Pause ist um 9:45 in Wörth/Isar mit Kaffee vom Busfahrer und Gebäck, Weiterfahrt um 10:30 nach Dingolfing. Um 11 Uhr erreichen wir den Bayer. Wald, auf dem Autohof Hengersberg machen wir die Mittagspause bei Niederalteich, um 12 Uhr fahren wir weiter durch den. Bayer. Wald zum Grenzübergang Philippsreuth. Von hier sind es noch ca. 150 km zum Ziel Budweis.

Auf der B 533 über Grafenau/Freyung, die Stadt liegt bereits 974 m über dem Meer, geht es weiter in den Böhmerwald. Die Gegend ist hügelig und stark bewaldet, die Städte Volary, Vodnany und Prachatice liegen auf dem Weg und geben uns einen Vorgeschmack auf das für uns ganz unbekannte Tschechien. Nach 463 km erreichen wir um 14:45 Budweis, die Hauptstadt von Südböhmen mit fast 100 000 Einwohnern. Unser Hotel Budweis war bis 2010 eine Mühle und liegt direkt am Moldaukanal. Nach der Begrüßung unseres Reiseleiters Tomas und dem einchecken treffen wir uns um 14:45 zur Stadtführung.

Budweis: Die Stadt wurde im Jahr 1265 gegründet, liegt 380 m über dem Meeresspiegel und hat heute 100 000 EW. Vom Hotel gehen wir am Moldaukanal entlang durch den wunderschönen Stadtpark zu den Sportstätten und weiter über eine schöne hölzerne Brücke über die Moldau zur Altstadt von Budweis. Auf dem Stadtplatz der 133×133 m groß ist steht in der Mitte der Samsonbrunnen. Umrahmt wird der Platz vom Schwarzen Turm, der Nikolai-Kirche, dem herrlichen Rathaus, div. anderen Kirchen und schönen Bürgerhäusern. Kleine Gassen und Straßen mit Läden und Kneipen führen vom Stadtplatz aus in alle Richtungen. Viele Häuser haben schattige Arkaden, wo man sitzen und dem regen Treiben zuschauen kann. Nach dem ersten Eindruck von Budweis gehen wir zurück zum Hotel, denn um 18:30 ist im Restaurant Solnice das Abendessen geplant. Es gibt eine Vorspeise, danach ein landestypisches Gulasch mit Knödeln und als Dessert eine Vanillesauce mit Hefeteiggebäck. Zum Trinken muss es natürlich ein tschechisches Bier sein und gesättigt und müde verlassen wir das Restaurant, denn morgen steht ein anstrengender Tag auf dem Programm.

2.Tag: 11.10.21 Lipno-Stausee

Nach dem Frühstück um 9 Uhr verlassen wir unser Hotel bei 1°, aber sonnigem Wetter in Richtung Böhmerwald  zum Dreiländereck Tschechien, Bayern und Österreich zum Lipno-Stausee. Auf der neuen Autobahn, die schon 20 Jahre im Bau ist, fahren wir ein Stück und danach ca. 1 Stunde auf der Str. Nr. 39 bis Nova Pec. Auffällig sind die weiten Moorgebiete mit zahlreichen kleinen und größeren Seen. Von weitem erkennt man die höheren Berge Schöninger 1083 m und Hochficht in Österreich. Das Vorland ist ca. 830 m hoch, der Böhmerwald erstreckt sich auf 1200-1300 m. Nach dem Krieg war dieses Gebiet durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung völlig von der Welt abgeschnitten, wie Tomas sagte: Dort ist Katze verreckt. Den Lipno-Stausee gibt es seit ca. 5o Jahren, er ist 5 km breit und 42 km lang und dient der Wasserversorgung in Böhmen. Gleichzeitig ist er ein Feriengebiet im Sommer und lockt viele Urlaubsgäste an.

In den Senken gibt es schon Raureif und mancher Teich hat schon eine dünne Eisdecke. Aber die Wetteraussichten sind gut für heute.

In Nova Pec steigen wir aus dem Bus und beginnen unsere Wanderung entlang des Schwarzenberger Kanals, der schon in früheren Jahrhunderten als Schwemmkanal für Holz gedient hat. Wir laufen durch einen wunderschönen lichten Wald mit hohen alten Bäumen ca. 12 km bis zur Fähre nach Horni Plana, dem Geburtsort von Adalbert Stifter. Für manche ist es grenzwertig im Tempo von Tomas mitzulaufen, aber wir kommen nach einer kleinen Verschnaufpause alle wohlbehalten an. Die Fähre kann nur 17 Pers. aufnehmen, deshalb fährt sie zweimal, ein unvergessliches Erlebnis.

Nach einem kleinen Spaziergang erreichen wir den Bus, der uns in Horni Plana zum schönen Hotel Jestrabi in einer Feriensiedlung direkt am Strand bringt. Dort gibt es wieder ein reichhaltiges Mittagessen wie immer. Vom Bahnhof in Cerna v Posumavi fahren wir ca. 2 Stunden mit dem Bummelzug über Krumlov und Zlata Koruna nach Budweis zurück. Vom Zug aus hat man einen schönen Blick auf die abwechslungsreiche Landschaft Böhmens.

Um 18 Uhr kommen wir auf dem Bahnhof an und nach einem weiteren Fußmarsch durch die Einkaufsstraße erreichen wir unser Hotel zum Abendessen. Das Büfett ist wie immer reichhaltig und nach einem Glas Bier oder Wein fallen wir müde in die Betten.

3.Tag: 12.11.21 Pisek und Putim

Wieder um 9 Uhr fahren wir mit unserem Bus ca. 50 km, heute in Richtung Pilsen. Es ist bedeckt bei 8 ° aber trocken, ideal für die nächste Wanderung. Um 10 Uhr kommen wir in Pisek an, vom Busparkplatz laufen wir entlang dem Fluss Otava über die älteste Steinbrücke Tschechiens aus dem 13. Jahrhundert, sie ist älter als die Karlsbrücke in Prag. Tomas begleitet uns eine Stunde in die malerische Altstadt und zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Hrad Zvikov, das Schloss; Prachenske Museum; Podolsky Brücke; Mariensäule; das alte Rathaus; die Stadtmauer und viele alte Stadthäuser. Danach haben wir 1 ½ Std. Freizeit zu einem Rundgang und der Mittagspause. Im Cafe Florian sitzen wir gemütlich bei Kaffee und Kuchen mit Steinles und Allmendingers

Um 12:30 wandern wir vom Busparkplatz aus entlang des Flusses Otava nach Putim. Es ist eine abwechslungsreiche Wanderung, rechts der Fluss und links teils steil aufragende Felsen in einem lichten Wald. Dieser Weg wird auch als Radweg genutzt und ist sehr schön zum laufen. Nach einigen Kilometern mündet der Fluss Blanice in den Fluss Otava.  Über die neue Brücke und nach 2 km erreichen wir das kleine Dörfchen Putim. Das Dorf wird überragt von der alten Laurentius-Wehrkirche. Es gibt dort noch einige Höfe im Bauernbarockstil und schließlich kommen wir zur steinernen Brücke über den Mühlgraben.

 

Direkt daneben steht die Bronzeskulptur des braven Soldaten Schwejk, dessen Film teilweise hier gedreht wurde. Bekannt ist sein Zitat: wir treffen uns wieder nach dem Krieg um 18 Uhr im Kelch in Prag. Auf dem Weg zurück zum Bus entdeckte ich sogar eine Schautafel in deutscher Sprache über dieses Dorf. Wir sind heute auch wieder insgesamt 28900 Schritte und ca. 18 km gelaufen und freuen uns auf das Abendessen im Hotel.

Um 15:30 fahren wir wieder eine Stunde zurück nach Budweis.

4.Tag: 13.10.21 Hluboka und Holasovice

Heute ist es leider bewölkt und hat nur 4 °, aber es ist zumindest trocken. Wie gewohnt fahren wir um 9 Uhr vom Hotel ab nach Hluboka mit dem wunderschönen Schloss Frauenstein. Das Dorf liegt 12 km von Budweis entfernt in Richtung Böhmerwald. Vom Busparkplatz wandern wir auf einem ansteigenden Weg zum Schloss und um 10 beginnt die interessante Führung mit Tomas persönlich. Die einstündige Führung ist das absolute Highlight dieser Reise. Man kann dieses Gebäude mit dem Schloss Windsor vergleichen, es wurde im Jahr 1820 im Auftrag der Fürstin Eleonore von Schwarzenberg in der heutigen Form im Windsor-Gotikstil errichtet. Wände und Decken sind reich mit edlen Hölzern und Schnitzereien verkleidet. Die wichtigsten Zimmer sind der Frühstückssalon, das Schlafzimmer und Ankleidezimmer der Königin, der Lesesaal und die Bibliothek mit einer Kassettendecke und die Waffenkammer. Der neugotische Turm mit Zinnen ist vom Schlosspark aus gemessen 58 m hoch. Das ganze Ensemble steht in einem ausgedehnten Englischen Park.

Durch den Schlosspark beginnt unsere heutige Wanderung zum barocken Jagdschloss Ohrada aus dem 18. Jahrhundert entlang des Ohrada Sees. Wir sind ca. 6 km vom Schloss Frauenberg hierhergelaufen. Heute ist in diesem Gebäude ein Museum des Forstwesens und Fischfang untergebracht. Hier befindet sich auch ein wunderschöner zoologischer Garten und ein Spieleparadies für Kinder. Außerdem hat sich hier auf dem Hof Vondrov eine fürstliche Pferdezucht etabliert. In der Umgebung gibt es zahlreiche Fischteiche, hier werden jedes Jahr ca. 2000 t Fische gefangen und verkauft. Um 12:45 holt uns der Bus ab, die Sonne kommt immer mal heraus, es ist wolkig bei 9°.

 

Um 13:00 kommen wir im Dorf Sedlec an, im Restaurace Blata werden wir schon erwartet. Nach einer leckeren Fleischsuppe gibt es böhmische Knödel mit einer Art Sauerbraten und als Dessert Apfelstrudel mit Vanillesauce und natürlich ein tschechisches Bier. Um 15 Uhr machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Dorffriedhof mit schönen alten Gräbern und Kreuzen. Hier ist der Vater von Tomas beerdigt.

 

Zum Abschluss dieses Tages besuchen wir noch das Dorf Holasovice, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Es besteht aus wunderschönen Höfen im südböhmischen Bauernbarock. Mitten im Ort befindet sich der schattige mit Bäumen bewachsene Dorfplatz von 210 x70 m mit einem kleinen idyllischen Weiher. In einem der Hinterhöfe ist ein kleines Museum eingerichtet. Im Jahr 1530 wurde das Dorf von Bayern und Österreichern besiedelt und war deutschsprachig bis zum Ende des 2. Weltkriegs.

Die Rückfahrt nach Budweis führt uns durch kleine Dörfer im ländlichen Südböhmen. Auch hier gibt es unzählige kleine Seen und Teiche mit Fischzucht.

Heute Abend erwartet uns wieder ein besonderes Schmankerl, das Abendessen in einem typisch tschechischen Bierlokal, genannt Fleischbänke oder Masne Kramy. Das Gebäude war in früheren Zeiten eine große Metzgermarkthalle in Form einer Basilika und einem klassizistischen Haupteingang aus dem Jahr 1830. Es wird wieder ein leckeres Abendessen mit vor.-u. Nachspeise serviert, der Hauptgang sind zwei Riesenschnitzel mit Bratkartoffeln.

5.Tag: 14.10.21 Trebon und Ceska Krumlov

Heute am vorletzten Tag unserer tollen Reise stehen noch Trebon und Cesky Krumlov auf dem Programm. Leider hat das Wetter umgeschlagen und es regnet leicht bei 4°. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Wir fahren an der großen Budweiser Brauerei vorbei in Richtung Osten-Wien mit dem Ziel Trebon. Die Kurstadt mit ca. 8500 Einwohnern liegt im Wittingauer Becken, dem Zentrum der Fischzucht in Südböhmen, aber es gibt außerdem noch Moorbäder und Kurhotels. Wir kommen um 9:30 auf dem Busparklatz an und laufen an der bekannten Regent-Brauerei vorbei in Richtung Schwarzenberger Gruft.

Sie liegt in einem schönen Park und zeugt von dem großen Reichtum und Einfluss der Schwarzenberger Dynastie. Auf dem Rückweg zur Stadt laufen wir entlang des Rosenberg-Weihers zum Schloss in der Altstadt. Danach durch den schönen Kurpark entlang des Malse Flusses in die Altstadt. Durch ein Stadttor kommen wir direkt zum Stadtplatz, der umrahmt wird von schönen Bürgerhäusern mit Arkaden, dem Rathaus aus dem Jahr 1566, der Ägidiuskirche und dem Chorherrenstift. In der Mitte befindet sich wie überall ein Brunnen und eine Mariensäule. Nach der Mittagspause und einem kleinen Rundgang im Regen gehen wir um 12:30 zurück zum Bus.

In der Hoffnung, dass es aufhört zu regnen, fahren wir zu unserem letzten Ziel, der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Cesky Krumlov. Sie liegt in einer Moldauschleife auf einer Halbinsel, hat ca. 15 000 Einwohner und wird überragt vom monumentalen Schloss und Burg aus dem 13. Jahrhundert.

Es liegt in einem 11 ha großen Park mit alten Bäumen und einem Barocktheater aus dem 17.Jahrhundert. Von oben hat man einen tollen Blick auf die Altstadt mit der St.Veit-Kirche und den schönen alten Giebeln. Auf dem Weg zur Altstadt mit netten kleinen Gassen hat man immer einen tollen Blick zurück zur Burg.

Auf dem Stadtplatz im Zentrum steht ein Brunnen mit einer Säule, umrahmt von alten Häusern, dem schönen alten Rathaus und vielen kleinen Läden und Cafes. Ab 15 Uhr regnet es nicht mehr und wir verbringen noch ein bisschen Freizeit in der Stadt, ehe wir dann mit Tomas um 16:30 wieder zurückfahren nach Budweis.

Im Bus gibt es einen emotionalen Abschied von Tomas, der mit seiner Art allen ans Herz gewachsen ist. Sein Wissen und seine Kompetenz waren vorbildlich und er hat uns seine südböhmische Heimat aufs Beste nahegebracht. Erich bedankt sich im Namen aller für sein Engagement und seine Hilfsbereitschaft und das beantworten vieler Fragen. Es war eine tolle Reise und wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in Tschechien.

Im Hotel gibt es wie gehabt wieder ein reichhaltiges Büfett mit guten Getränken und Gesprächen. Es war für alle denke ich ein sehr gelungener Urlaub.

6.Tag: 15.10.21 Abreise

Pünktlich um 7:45 verlassen wir Budweis bei 8 ° und Wolken auf der Str. Nr. 145 über Netolice. Weiter geht es auf der Nr. 141 über Prachatice, Flüsschen Blanice und Volary. Egon Wutzke erläutert uns noch die Situation des Grenzverlaufs und die Schikanen der Tschechen nach dem 2. Weltkrieg. Man kann es sich nicht mehr vorstellen, was hier passiert ist.

Um 9:30 erreichen wir bereits die Staatsgrenze bei Philippsreut und es geht weiter durch den Bayer. Wald in Richtung Deggendorf. In Hengersberg machen wir wieder eine kleine Pause und um 11 Uhr fahren wir durch das Donautal, über Landau, Landshut bis zur Raststätte Wörth. Das Wetter wird immer besser und wir kommen zügig voran. Am Burgauer See dann der letzte Halt und um 16.00 erreichen wir wohlbehalten den Bushof Buck in Weilheim. Vielen Dank unserem Fahrer Manfred, der uns aufs beste die 1379 km chauffiert hat.

Heidi und Karlheinz Schmid