Rückblicke zu archäologischen Wanderung des SAV am 9. März 24
zur „Bertaburg“ mit Dr. Reinhard Rademacher
Am Samstagnachmittag, am 9. März, trafen sich 28 archäologisch interessierte Wanderer an der Stauferstele vor der Boller Stiftskirche. Der Schwäbische Albverein Bad Boll hatte Dr. Reinhard Rademacher ( Kreisarchäologe a.D.) dazu gewinnen können eine Führung zu einigen Punkten der mittelalterlichen Geschichte von Bad Boll zu machen. Er wurde assistiert von Frau Kletti.
Der erste Wanderabschnitt ging von der Stele hinter die Kirche, da war der Verkehrslärm nicht so arg. Dr. Rademacher versprach, an diesem Tag die Bad Boller in Bezug zu ihre Geschichten um die Ortsheilige Berta zu desillusionieren.
(1.) Die Kirche ist weit älter als die „Berta“. Im Dachgestühl fand man z.B. einen Balken, der um das Jahr 1000 geschlagen wurde, Berta kam rund 100 Jahre später, und so konnte sie diese wohl nicht gestiftet haben. Und ein Altersruhesitz für eine Dame aus dem Staufischen Hochadel auf einer Baustelle? (Alles nachzulesen im neuen Kirchenführer-Büchlein, zu finden in der Stiftskirche).
Der nächste Wanderabschnitt stoppte dann gleich hinter der Kirchhofsmauer ( pardon Wehrmauer). Hier verläuft ein deutlich sichtbarer Wehrgraben (Privatgelände), der von Dr. Rademacher entdeckt worden war, aber noch nicht weiter erforscht ist.
Jetzt ging es auf die Bad Boller Fitness-Teststrecke. Über die neu gestaltete Boller Heide ( Freischlag für einen künftigen Hutewald) ging es den Schlamm(p)erweg hinauf zur Bertaburg, die eigentlich Landsöhr heißt. Wer glaubte, da sieht man nicht mehr viel, wurde eines Besseren belehrt. Hier ein Graben, dort eine gemauerte Mauer, da eine Abgrabung, und alles wurde durch Fundstücke belegt, die Dr. Rademacher teils aus seinem Rucksack, teils aus dem Geröll am Boden zog. Die Burg war nun wieder wohl 100 Jahre jünger als die „Berta“. (2.) Welche Enttäuschung, da konnte sie da ja gar nicht gewohnt haben, und die Steine sind auch nicht in der Stiftskirche verbaut.
(3.)Nächste Enttäuschung: Die nahe und ferne Umgebung (zum Staufen und so) war frei von Wald. Nix böser Räuber im finstren deutschen Walde, nur Kahlschlag: Am Albtrauf von Aalen bis Hechingen war das mittelalterliche Ruhrgebiet. Im Eisensandstein des Mittleren Juras gibt es eisenhaltige Bänder. Das Eisen wurde abgebaut und verhüttet. Die Lagerstätten waren kostbar und mussten geschützt werden, mit Burgen wie die Landsöhr. Die Sicht musste frei sein, das Holz wurde zur Verhüttung gebraucht, freies Gelände für die Landwirtschaft. An die hundert Burgstellen wurden inzwischen im Kreis Göppingen nachgewiesen. Man vergleiche die Zahl mit den heutigen Polizeiposten. Und wer weiß, vielleicht hat dieser Reichtum zur Macht der Staufer geführt. Und die Geschichte mit der Stauferberta ist auch eine Bereicherung.
Nach dem Vortrag wurde es empfindlich kühler. Die Gruppe teilte sich. Die einen strebten der Heimat zu, die andern zur Kornberghütte zur gemütlichen Einkehr.
Am heimatlichen Stubentisch der Schreiberin wurde noch reichlich über Erkenntnisse, Ungereimtheiten und ergänzende Fragen diskutiert. Das ruft nach einer Vertiefung, vielleicht in einer Boller Wirtschaft und/oder einer Fortsetzung!
Einen herzlichen Dank an Dr. Rademacher.